Die letzte Delegiertenversammlung der Landeszahnärztekammer Hessen in der laufenden Legislatur 2012-2017 am heutigen Samstag, stand ganz im Zeichen der großen politischen Fragen im Nachgang der Bundestagswahl.
LZKH-Präsident Dr. Michael Frank warnte eindringlich vor einer Wiederbelebung des Themas Bürgerversicherung als Preis einer Neuauflage der großen Koalition. Politisches Kalkül - unterstützt durch aktuelle wissenschaftliche Erhebungen - machen eine Umsetzung des bereits erledigt geglaubten Modells mit einem Mal hoch wahrscheinlich.
„Die scheinbaren Einsparungen in Milliardenhöhe, die in aktuellen Studien zur Bürgerversicherung errechnet wurden, klammern völlig die Demografie aus. Noch mag das Rechenspiel ja funktionieren, aber wie sieht die Situation 2030 aus?“ Dennoch sei, so Frank, noch nicht alles verloren. Auf Bundesebene werden derzeit Entscheidungshilfen für die politischen Akteure erarbeitet, die, so habe man erst jüngst aus gut unterrichteter Quelle erfahren, gerade bei diffizilen gesundheitspolitischen Fragestellungen, gerne angenommen werden. „Gut durchdachte Impulse aus dem Berufsstand werden, das ist sicher, zumindest nicht ignoriert werden“.
Berufspolitisch warnte Frank eindringlich vor einer künftigen Überführung zahnärztlicher Aufgaben im Bereich der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in die Zuständigkeit der Pflegeberufe. „Wenn wir uns als Berufsstand weiter gegen die Delegation zahnmedizinischer Leistungen an eigens geschultes Personal in einem klar geregelten Rahmen sperren und gleichzeitig den seit kurzem gesetzlichen Anspruch auf diese Leistungen nicht aus dem Berufsstand decken können, dann kann es passieren, dass der Gesetzgeber uns diese Entscheidung abnimmt und die Aufgaben an umfassend geschulte Pflegekräfte ausgliedert. Dann sind wir aber in der Substitution, die es zum Schutz der Patientinnen und Patienten auf jeden Fall zu vermeiden gilt. Eine solche Entwicklung würden auch die in mehreren Ländern und wahrscheinlich bald im Bund entstehenden Pflegekammern begrüßen und forcieren. Hier müssen wir uns bewegen, sonst nimmt man uns über kurz oder lang das Heft aus der Hand“.
Traditionell fand zu Beginn die Vergabe der Promotionsstipendien zur Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses an drei junge Kolleginnen und Kollegen aus Hessen statt. In seiner Laudatio stellte Kammerpräsident Dr. Michael Frank vor allem die hohe Relevanz der geförderten Forschungsarbeiten aus den Bereichen Histologie, Implantologie und Endodontologie für die zahnärztliche Praxis heraus. Hier werde, so Frank, nicht für den Elfenbeinturm, sondern für die tägliche Arbeit am Patienten geforscht und derlei Studien zu fördern, sei eines der erklärten Ziele, die die LZKH mit der Stiftung des Stipendiums verbinde.
Im Rahmen der DV fand auch die Verabschiedung verdienter Standespolitiker statt, die nach langjährigem Einsatz für die Belange der hessischen Kolleginnen und Kollegen nicht mehr für ein Amt in der kommenden Legislaturperiode kandidieren. In seiner Würdigung stellte Präsident Frank neben den vielen Leistungen auf dem Feld der Berufspolitik auch das vielfältige soziale und caritative Engagement von Dr. Hans-Joachim Fastenrath, Dr. Dieter Hartung, Dr. Rainer Jekel, ZA Herbert Köller, Dr. MSc Hans Kramer, Dr. Norbert B. Reiß und dem „standespolitischen Urgestein“ Dr. Ulf Utech heraus.
Promotionsstipendien 2017:
Sarah Al-Maawi Thema: Analyse der zellulären Reaktion auf Biomaterialien mit Hauptfokus
auf die Induktion mehrkerniger Riesenzellen: In vivo, Histologie und Histomorphometrie
Betreuer: Prof. Dr. Dr. Robert Sader, Universitätsklinikum Frankfurt am
Main, Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie
Jan-Wilhelm Billig Thema: Vergleichsstudie zur Präzision von konventionellen und digitalen
Abformmethoden auf Implantaten in vivo
Betreuer: Prof. Dr. Bernd Wöstmann, Justus-Liebig-Universität Gießen, Poliklinik für zahnärztliche Prothetik
Gerrit Gelberg Thema: Untersuchung der Effektivität unterschiedlicher Applikationsmethoden von zwei verschiedenen Kalzium-Silikat-Wurzelkanalsealern -Eine In-Vitro-Studie -
Betreuer: Prof. Dr. Stefan Rüttermann, Universitätsklinikum Frankfurt am
Main, Poliklinik für Zahnerhaltung